Kampagne “Bitte leise” gegen Motorradlärm

Kampagne „Bitte leise“ gegen Motorradlärm

ADAC in Baden-Württemberg, Innenministerium und GIB ACHT IM VERKEHR starten Kampagne „Bitte leise“ | Mehr als 200 Schilder werben für rücksichtsvollere Fahrweise

Im Garten entspannt ein Buch lesen oder mit Freunden plaudern? „Kaum noch möglich!“ bringt es Katrin Buhrke Bürgermeisterin in Forbach auf den Punkt. Denn: Tausende Motorradfahrer sind an den Wochenenden auf der Schwarzwaldhochstraße und ihren Nebenstraßen unterwegs. Eine Baden-Württemberg weite Aktion will den lärmgeplagten Anwohnern jetzt zu Hilfe kommen. Zum Auftakt der Kampagne „Bitte leise“ haben der ADAC Württemberg, Nordbaden und Südbaden in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium Baden-Württemberg und der Verkehrssicherheitsaktion „GIB ACHT IM VERKEHR“ gemeinsam, das erste von rund 200 Schildern am 7. Mai 2021 in Forbach eingeweiht. Mit dieser Kampagne wollen alle Partner zusammen bei Motorradfahrenden für eine rücksichtsvollere Fahrweise werben.

Zitat Innenminister und stellv. Ministerpräsident Baden-Württemberg, Thomas Strobl:
„Für überflüssigen Motorradlärm habe ich kein Verständnis. Mit der ADAC Kampagne wollen wir die Bikerinnen und Biker wachrütteln und auf die Nöte der Menschen in den lärmgeplagten Kommunen hinweisen. Wir wollen überzeugen. Klar ist freilich auch: wer sich nicht an die Regeln hält, wird konsequent kontrolliert und angezeigt.“

Der ADAC in Baden-Württemberg hat dazu die Gemeinden entlang besonders belasteter Strecken angesprochen und großflächige Schilder angeboten. „Wir wollen bei den Motorradfahrerinnen und Motorradfahrern ein Problembewusstsein schaffen, damit ihr Hobby nicht zur Belastung für andere wird,“ erklärt Karin Birthelmer, Verkehrsreferentin des ADAC Nordbaden e.V. Sprüche wie „Bitte leiser“, „Bitte nicht röööhren“ oder „Gute Gäste fahren leise“ mahnen zur Rücksicht.

Besonders erfolgreich ist bis jetzt die Initiative im Regionalclub-Gebiet Südbaden: „Bei uns haben 84 Gemeinden insgesamt 175 Schilder geordert, was den Bedarf im besonders sensiblen Gebiet des Schwarzwaldes, des Kaiserstuhls, des Hochrheines mit den vielen Einpendlern aus der Schweiz und des Bodenseegebietes  überdeutlich macht“, berichtet Alfred Haas, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik des ADAC Südbaden. Zusätzlich will der ADAC mit Bikerinnen und Bikern ins Gespräch kommen. Entlang der vielbefahrenen Routen will Thomas Hätty, ADAC-Verkehrsleiter und selbst passionierter Motorradfahrer, mit seinem Team die Brennpunkte in der bevorstehenden Saison besuchen. „Auch diejenigen, die ordnungsgemäß unterwegs sind, sind sich oft nicht bewusst, dass sie mit der eigenen Fahrweise noch zusätzlich viel zur Lärm-Entlastung beitragen können“. Sein Tipp: „Mit niedrigerer Drehzahl im Bereich von Ortschaften fahren. Wenn man dann noch durch eine vorausschauende Fahrweise unnötiges Abbremsen und Beschleunigen vermeidet, Tempolimits einhält und auf nachträgliches legales Soundtuning verzichtet, würde das enorm zur Lärmreduzierung beitragen!“ Besonders problematisch sei, wenn Motorräder am Ende einer geschlossenen Ortschaft – unmittelbar nach der Ortstafel – bis zum Tempolimit von 100 km/h auf Landstraßen maximal beschleunigen.

Schwarze Schafe, die mit einer rücksichtlosen Fahrweise oder manipulierten Auspuffanlagen für Krach sorgen, nimmt das Polizeipräsidium Offenburg in der kommenden Saison regelmäßig ins Visier. Am heutigen Freitag wurde dazu eine Lärm- und Geschwindigkeitskontrolle durchgeführt.

Am Ende geht es den Aktionspartnern darum, dass keine pauschalen Verbote oder Streckensperrungen ausgesprochen werden müssen. Die Sperrung beliebter Motorradstrecken würde zwangsläufig dazu führen, dass auf andere Strecken ausgewichen werde, so der ADAC. Besser seien gezielte Kontrollen, wie sie die Polizei in Baden-Württemberg seit letztem Jahr verstärkt durchführt.

Katrin Burke ist gespannt, wie sich die Aktion auswirkt. „Die Gemeinde Forbach ist durch den Motorradverkehr insgesamt stark belastet, durch die Schwarzwald-Topographie mit den entsprechenden Schallreflektionen sind aber auch Gebiete vom Lärm betroffen, die nicht unmittelbar an den Straßen liegen.“ Mit der Teilnahme an der ADAC Kampagne möchte sie einen weiteren Kanal auf Augenhöhe nutzen, um auf einen Ausgleich zwischen den Interessen der Motorradfahrer und der Lärmbetroffenen hinzuwirken. Zusätzlich kommen in Forbach Geschwindigkeits-Displays zum Einsatz, aber auch bauliche Veränderungen wurden bereits angestrengt, um bestimmte Bereiche zu entschärfen.

Fazit:
Ein Motorrad ist nicht zuletzt so laut oder leise wie es der Fahrer steuert. Der ADAC und seine Partner der Kampagne appellieren an die Motorradfahrenden, möglichst vernünftig, leise und umweltverträglich zu fahren. Vor allem ein starkes und damit lärmintensives Beschleunigen direkt nach einer Ortschaft ist im Sinne aller Anwohner zu vermeiden.

 

Fakten, Tipps und Hintergrundinformationen hat der ADAC auf seiner Internetseite adac.de/bitteleise zusammengestellt. Gemeinden, die sich ebenfalls für ein „Bitte leise“-Schild interessieren, finden dort den passenden Ansprechpartner.